Wenn die krassen Dodos zum Beil greifen

Wenn die krassen Dodos zum Beil greifen

Die Pfadfindergruppe «Die krassen Dodos» in Kirchhain ist offen und engagiert. Ehrenamtliche wie Friedrich Ebinger vermitteln Kindern praktische Fähigkeiten und fördern Teamgeist. Der Verband Christlicher Pfadfinder*innen (VCP) steht für Naturverbundenheit und bringt den christlichen Glauben in den Alltag. Die Gruppe ist Teil der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchhain. Ein Ortsbesuch.

Den Erdnagel mit dem Beil einschlagen? Lorenz ist skeptisch, ob das nicht gefährlich ist. Doch Friedrich Ebinger bleibt entspannt und zeigt den krassen Dodos, wie das gefahrlos geht. Die krassen Dodos? So nennt sich die Sippe, also eine der Gruppen der Kirchhainer Pfadfinder und Pfadfinderinnen.

In der heutigen Gruppenstunde sollen die Zehn- bis Zwölfjährigen direkt vor der Kirche eine Kohte aufstellen, eine für die Pfadis typische Zeltform, die ursprünglich aus Finnland stammt. Friedrich Ebinger und Ronja Donnerstag leiten die Dodo-Sippe ehrenamtlich. Einmal wöchentlich treffen sie sich. Wann immer es geht, sind sie draußen: Erste Hilfe, Zelte aufbauen, Knoten knüpfen und Feuer machen, all das gehört dazu. Außerdem gibt es Ferienlager und sogar internationale Camps, die Jamboree heißen. Marie erzählt, dass sie schon bei drei oder vier Zeltlagern dabei war. Kein Wunder, dass sie in Windeseile zwei Zeltbahnen zusammenknüpfen kann. 

Der 19-jährige Friedrich, der im kommenden Jahr Abitur macht, ist 2019 zu den Pfadis gekommen, als der Stamm Bunte Bande Kirchhain im VCP (Verband Christlicher Pfadfinder*innen) gegründet wurde. Bei einem Schnuppertag gefiel ihm, dass die Pfadis viel draußen sind. Die gute Gemeinschaft und die Offenheit («Jeder ist willkommen.») fand er so gut, dass er dabeiblieb und zunehmend mehr Verantwortung übernahm, wie es bei den Pfadis zum Konzept gehört.

«Ich find’s cool, wenn die Spaß haben», sagt Friedrich und zeigt auf Marie, Anna und Lorenz, die heute zur Gruppenstunde da sind. Für den Spaß sorgen neben dem Erlernen der Grundfertigkeiten Spiele und besondere Aktionen; so wie ein Schokofondue auf dem Campingkocher, von dem die Dodos begeistert erzählen. 

Es ist kein Zufall, dass die Bunte Bande zur Evangelischen Kirchengemeinde Kirchhain gehört. Beim VCP steckt das Christentum im Namen und wird auch gelebt, unter anderem durch Andachten. Zugleich, das betont Friedrich mehrfach, gilt für die Pfadfinder und -finderinnen: «Wir sind offen für alle Menschen, egal welcher Kultur.» 

Zu den Pfadis gehören bestimmte Begriffe wie Sippe und Stamm. Die Kleidung heißt Kluft. Wer ein Camp bzw. Zeltlager besucht, bekommt dort einen Badge – einen Aufnäher – für die Kluft. Lange Tradition haben die typischen, zweifarbigen Halstücher. 

In Kirchhain sind die Zelttücher verknüpft, die Erdnägel halten, das Kreuz für die Spitze ist gebunden und die Stangen liegen bereit. Lorenz springt in die Mitte der liegenden Planen und installiert das Kreuz. Die Stangen werden aufgerichtet, die Kohte hebt sich empor und steht: etwas schief, aber stabil.

Dieser Artikel ist im Oktober 2025 zuerst im Magazin blick in die Kirche der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck erschienen.

Olaf Dellit, blick in die kirche

Jahrgang 1973, studierte in Göttingen und Stirling (Schottland) Anglistik/Amerikanistik, Pädagogik und Publizistik. Nach dem Volontariat in verschiedenen Redaktionen der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) war er gut zwölf Jahre Redakteur der HNA-Lokalredaktion Fritzlar-Homberg. Seit Februar 2015 im Medienhaus der Landeskirche. Autor eines Regionalkrimis, eines Kinderbuches und eines 1973er-Jahrgangsbuchs. Olaf Dellit ist verwitwet und hat zwei Kinder. Zu den privaten Interessen gehören das Sportfechten, Schottland, Literatur und viele Arten von Musik.