Alles nur heiße Luft? – Andacht zu 5 Jahren Bunte Bande Kirchhain
Bibel, Römer 5, 5+8
Paulus schreibt an die junge christliche Gemeinde in Rom über den Heiligen Geist:
„Denn Gott hat seine Liebe in unsere Herzen hineingegossen. Das ist durch den Heiligen Geist geschehen, den Gott uns geschenkt hat. … Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist.”
Liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder, liebe Gäste,
Ganz ehrlich, bis vor gut 5 Jahren habe ich nicht viel über Pfadfinder gewusst. Klar, dass es unterschiedliche Organisationen gibt (VCP sagte mir tatsächlich schon etwas, im CVJM habe ich selbst eine Vergangenheit), dass sie besondere Kleidung tragen, an der man manches erkennen kann und dass sie eben vieles draußen machen und gerne mit Zelten unterwegs sind und darin übernachten. Ja und heute, bin ich immer noch kein Fachmann für Pfadfinder, aber ich weiß doch ein wenig mehr, z.B. dass die Gruppe bei den Pfadfindern Sippen heißen und – ich sage mal als nicht Pfadfinder – nicht alltägliche Namen tragen, dass sie schon mit Jüngeren (so ab 6 Jahren) anfangen und in den älteren Sippen dann auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und ausbilden. Ja und, dass sie sehr gut sind, wenn es darum geht Gelder einzuwerben um Projekte und Vorhaben zu finanzieren bzw. günstig anbieten zu können. Und, dass sie ziemlich viel Material (Zelte, Kocher, Töpfe …) Material für ihre Arbeit benötigen.
Seit 5 Jahren gibt es die Pfadfinder hier in Kirchhain, wir haben eben einiges dazu gehört. Leider war der Start sehr schwierig, da 2020 Corona vieles unmöglich machte. Die Pfadfinder waren in dieser Zeit mit Sicherheit die aktivste Gruppe, denn sie trafen sich draußen und da war ja einiges möglich. Und für manche Kinder war das auch ein Anstoß, vielleicht mal bei den Pfadfindern reinzuschauen und vermutlich sind auch einige dabeigeblieben.
Die Pfadfinder sind für mich für eine besondere und andere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sich von anderen in vielem unterscheidet. Hier geht es nicht vorrangig um sportliche Begabungen (wie in Sportvereinen), nicht vorrangig um Musikalität (wie bei Chören und Bands), nicht vorrangig um diskutieren und chillen (wie in anderen kirchlichen Jugendgruppen), nicht vorrangig um politisches Engagement (wie vielleicht in politischer Jugendarbeit). Nein, darum geht es den Pfadfinder nicht vorrangig, aber all das kommt auch vor in der Pfadfinderarbeit. Und noch einiges mehr. Das sind die Gruppenstunden, in denen gerne auch mal gekocht und gebrutzelt wird. Da sind die Unternehmungen und Projekte vor Ort, um manches besser verstehen zu können. Und da sind natürlich die Zeltlager, in denen man Gemeinschaft, ein wenig Abenteuer und ganz viel Spiel und Freude miteinander erleben kann. Und in der Pfadfinderarbeit hat auch die Akzeptanz der Verschiedenheit von Menschen einen großen Stellenwert. Jeder und jede darf kommen, ganz egal wie man ist, woher kommt und wie man aussieht. Aber auch das Engagement für Miteinander und Frieden ist wichtig und wird dort gelebt. Und ja, natürlich geht es auch um den Glauben an Gott und christliches Denken und Leben, schließlich gehört ihr ja zu den VCP-Pfadfindern, den christlichen Pfadfinder.
Und von dem Glauben soll ja auch etwas bei euch Pfadfindern ankommen und am besten auch für euer weiteres Leben hängen bleiben. Also z.B. das wir zu Gott beten können, so für alle Fälle, wenn es mal schwierig wird oder wenn wir Grund zum Danken haben.
– Pfarrer Wilhelm bläst einen großen Ballon ein wenig auf.
Und es wäre schon auch gut, wenn ihr immer wieder spüren könnt, dass Gott euch Kraft gibt … vielleicht bei solchen Andachten oder im Miteinander in den Sippen oder Lagern.
– Ballon wird mehr aufgeblasen.
Und es wäre doch gut, wenn ihr wisst, dass euer Glaube mit darüber entscheidet, ob ihr mit den Menschen friedlich zusammenleben könnt, statt ihnen die Fresse zu polieren.
– Ballon wird weiter aufgeblasen.
Und wenn ihr dann noch ein wenig über Jesus wisst, an den ihr euch halten könnt, wenn euch sonst nichts mehr Halt geben kann, dann wäre das wirklich gut.
– Ballon wird noch mehr aufgeblasen.
Das würde ich mir als Pfarrer wünschen, wenn ihr davon etwas mitbekommt in eurer Pfadfinderzeit und vermutlich wünschen sich das eure Leiter und Leiterinnen auch. Doch wollt ihr das überhaupt? Und vor allem: Hat es geklappt? Ist von dem Glauben etwas bei euch angekommen? Kann sein oder auch nicht oder noch nicht. Das ist das Problem bei Glaubensangelegenheiten. Man muss eben glauben und das ist nicht immer so einfach. Für Glauben, Hoffnung, Liebe, Vertrauen gibt es keine Beweise. Die kann man nur erfahren, die können einem nur geschenkt werden, so wie es der Apostel Paulus schreibt, dass Gott uns seine Liebe ins Herz gegossen hat durch den Heiligen Geist.
Aber das Reden über den Glauben, das Reden über die Dinge, für die es keine Beweise gibt, der Heilige Geist, er könnte auch nur heiße Luft sein – wie man so schön sagt. Wie so ein Ballon voll Luft ist. Ich will ehrlich sein: Ja. Das kann schon sein. Es kann sein, dass alles das, was ich und eure Gruppenleiter und Leiterinnen euch versuchen mitzugeben, am Ende eigentlich ganz anders ist. Kann sein, aber ich glaube das nicht. Ich glaube, dass Gott seine Liebe zu uns darin gezeigt hat, dass Christus für uns gestorben ist und Gott uns seinen Geist schenkt, damit wir genau das spüren und erleben können.
– Pfarrer Wilhelm bringt den Ballon mit einer Nadel zum Platzen. kleine Ballons fallen heraus und können nachher von den Pfadfindern mitgenommen werden.
Ich denke, ihr habt alles, was ihr für den Glauben braucht. Nur sieht das nicht bei jedem von uns gleich aus. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jede und jeder von euch seinen Glauben hat.
Und nun seid ihr dran. Ihr wisst genug über den Glauben, leben und umsetzen müsst ihr den nun selbst. Einen Tipp habe ich noch: Füllt euren Glauben nicht mit heißer Luft, nicht mit dem, was andere euch vorplappern. Sondern mit eurem Lebensatem. Füllt euren Glauben mit Leben. Mit dem Leben, das Gott euch geschenkt hat. Euer Glaube wird euer Leben, unser Leben reicher machen. Und wenn ihr euren Glauben lebt und in die Welt tragt, dann wird die Welt eine andere werden: Eine Welt in der Liebe und Vertrauen zählen, eine friedlichere Welt, eine Welt in der Menschen einander achten und respektieren, eine Welt in der alle Menschen gleich viel wert sind, eben eine bessere Welt. Vielleicht können euch die Ballons immer an den Geist Gottes erinnern, der genau das will. Und darum darf jeder und jede von euch sich naher so einen kleinen Luftballon mitnehmen. Er kann euch an das 5-jährige Jubiläum heute erinnern.
Amen.